Hi zusammen!
Ich möchte euch hier relativ kurz und knapp das Ergebnis meiner Freizeitaktivität seit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 präsentieren. Ihr habt mir währenddessen wirklich geholfen, drum möchte ich das Endresultat unbedingt zeigen.
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Meine Ursprungsmotivation war ein reiner Nakedumbau, der sich mit der Zeit etwas weiterentwickelt hat. Im März sah die Maschine übrigens noch so aus:
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Im Laufe der 8 Monate ist wie ihr seht einiges passiert. Ab hier folgt nun eine detaillierte Umbaugeschichte, die ich in folgenden Phasen erzähle:
1. Tacho
2. Scheinwerfer,Abblendlichtautomatik und abgeändertes Rücklicht
3. Motor
4. Neulackierung und Soziusgriff-Entfernung
5. Stummellenker
6. Zukunft
Tacho
Die demontierte Verkleidung, also die vollständige Kanzel inklusive Scheinwerfer, Spiegel, Windschild und Geweih habe ich für gutes Geld auf Kleinanzeigen verkauft bekommen. Damit hatte sich die ersten Umbauphase (1+2) schon bezahlt gemacht. Bevor ich auch den alten Tacho verscherbelt habe, war lange Zeit mein Plan, ihn wiederzuverwenden. Die originale Naked-Bandit hat hierfür eine extra Aufnahme an der Gabelbrücke / am Tacho selbst. Da mir nichts überzeugendes zum Anbau meines S-Tachos an meine S-Gabelbrücke eingefallen ist, entschied ich mich schlussendlich für etwas neues, dezenteres.
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Der Daytona Velona 80 ist mir irgendwann plötzlich ins Auge gesprungen. Digitaler Tacho, alle Kontroll-Lämpchen, Hintergrundbeleuchtung, Schaltblitz und noch einiges mehr.. da kriegt man echt viel für sein Geld. Noch dazu konnte ich den günstig auf Kleinanzeigen schießen. Die Verkabelung ist extra simpel gestaltet damit der Tacho an möglichst vielen Motorräder ohne CAN-BUS-System funktioniert. Die Anleitung ist super und das Teil lief nach einem Tag Verkabelungsbespaßung.. zumindest bis auf den eigentlichen Tachometer, in dem Fall die digitale Geschwindigkeitsanzeige.
Die Bandit hat einen Hall-Sensor am Antriebsritzel, der in deren Abdeckung verschraubt ist. Hall-Sensoren bauen ein Magnetfeld auf und detektieren dessen "Unregelmäßigkeiten", erzeugt durch bspws. eine Lochscheibe.
Die Stromversorgung dieses Sensors hatte mich erstmal vor eine Fehlersuche gestellt, da der Daytona-Tacho keine Geschwindigkeitswerte erhielt. Dank des Werkstatthandbuchs habe ich dann gemerkt, dass der Originaltacho den Zündungsstrom an den Hall-Sensor "weiterleitet". Da der neue Tacho das natürlich nicht macht (wieso auch) habe ich extern die Zündung auf den Sensor abgezweigt. Ab da lief alles!
Für die Befestigung auf den Stummeln der Lenkerklemmböcke auf der Gabelbrücke habe ich mir eine einfache Adapterplatte konstruiert und 3D-gedruckt.
Scheinwerfer, Abblendlichtautomatik und abgehändertes Rücklicht
Als Scheinwerfer habe ich mich für ein No-Name-Modell von Ebay mit E-Prüfzeichen entschieden. Sah gut aus und hat einen hübschen LED-Ring als Standlicht. An so einem Scheinwerfer ist natürlich nicht viel dran, für einen Preis von 50€ bin ich aber mehr als zufrieden. Sieht hübsch aus und funktioniert. Dank OSRAM-Nightbreaker-Birne habe ich echt eine super Ausleuchtung mit dem Teil, das Fernlicht habe ich bisher noch nicht mal gebraucht.
Die Halterung ist Standardware von Louis. Da dort auch die Blinker verschraubt werden und der Scheinwerfer recht schmal ist, würden die Blinker ohne Weiteres nach dem Montieren "schielen". Also Winkel gemessen und wieder den 3D-Drucker angeschmissen. Jetzt sieht es echt super aus, finde ich.
Als kleines Extra-Gimmik habe ich eine kleine Abblendlicht-Automatik in Form eines HELLA-Relais, das über den Öldruckschalter geschalten wird, eingebaut. Das Relais schaltet also das Abblendlicht an, sobald der Motor läuft und Öldruck anliegt. Der eigentliche Schaltkreis am Abblendlichtschalter blieb dabei unberührt. Soll heißen, dass ich das Licht auch wenn der Motor aus ist anschalten kann wenn ich möchte. Klar, das ganze ist unnötig wenn man den Schalter eh dranbehält... ich hatte aber einfach Bock drauf. Mein Lichtschalter steht seit dem ich das Relais habe auf Standlicht, das Licht ist also an wenn es gebraucht wird und ansonsten funkelt vorne nur der schöne LED-Ring im Scheinwerfer.
Auf Ebay gibt es diverse Austausch-Rücklichter für die WVA8, darunter auch getönte "Gläser", die im Endeffekt ja nur Kunststoff sind. Die sind mit 50€ auch nicht gerade günstig, allerdings bekommt man dafür nicht nur die getönte Abdeckung, sondern ein komplettes Rücklicht mit einer LED-Matrix die sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich mit E-Prüfzeichen. Auch die Kennzeichenbeleuchtung ist in Form einer zweiten, kleinen LED-Matrix umgesetzt.
Nach dem die neue, getönte Kunststoff-Abdeckung nach einer aggressiven Reinigungsaktion von Klebstoffresten geschrottet war (Nitro-Verdünnung war echt ne klasse Idee. Nicht.) habe ich die Innereien des neuen Lichts einfach in das alte Gehäuse gesetzt. Ergebnis ist ein äußerlich original rotes Rücklicht mit modernem, lichtstarkem Innenleben. Theoretisch könnte die LED-Tafel sogar das Blinklicht zeigen, würde ich aber nicht empfehlen. Dafür liegen "links" und "rechts" zu nahe beieinander.
Motor
Nun, nach den bisher beschriebenen Schritten war der Nakedumbau ja schon bewerkstelligt. Die ersten Probefahrten gab es auch schon und der TÜV hatte auch schon ein Auge drauf geworfen. Die Geschichte mit dem Motor ging los, als ich das Ventilspiel eingestellt habe. Das Einstellen selbst lief gut, der Motor lief danach wie zuvor super, pumpte aber jede Menge Öl ans Tageslicht. Direkt unter dem Krümmer von Zylinder 3 lief es aus dem Motor und von dort an nach unten. Der Anblick war echt ein Schock für mich, für meine Nachbarn beim Anblick des entstandenen Ölflecks erst Recht. Mittlerweile ist alles gereinigt, Ölsand ist ein echter Segen!
Ich hatte beim Montieren des Ventildeckels eine Dichtung verrückt, wodurch der Zündkerzenschacht vollgelaufen und das Öl nach vorne durch den Ablauf geflossen ist. Als ich das rausfand war es aber schon zu spät: Der Krümmer war schon ab, zusätzlich drei Krümmerschrauben abgerissen. Was weiß ich was mich da gerissen hat.. ich war mir zu dem Zeitpunkt absolut sicher gewesen es wäre die Zylinderkopfdichtung.
Etliche Versuche mit Schraubendrehern, Zangen, Ausdrehern und sogar Aufschweißen einer Mutter war absolut zwecklos. Zum Schluss habe ich sie ausgebohrt, neue Gewinde geschnitten und M10-Stehbolzen mit Abstufung auf M8 eingedreht. Auch alle anderen Krümmer-Schrauben sind nun keine eigentlichen Schrauben mehr sondern Stehbolzen mit Flanschmuttern. Das ist viel Krisensicherer, sollte das Gewinde in Zukunft wieder festbacken.
Ehrlich gesagt habe ich nach dem Kaputtreparieren des Motors viel gelernt .. vom Ausbau des Motors, Auseinanderbau in meiner Studenten-Wohnung (5. OG) und der Reparatur bis zum ZKD-Wechsel und den Steuerzeiten, die mich kurzzeitig auch wieder hier ins Forum brachten. Heute bin ich sehr froh drum, dass alles so passiert ist wie es passiert ist und dass er wieder läuft wie früher.
Neulackierung und Soziusgriff-Entfernung
Zeitgleich mit dem Motorausbau hatte ich die Gelegenheit einer günstigen Neulackierung aller gewünschten Teile. Ab diesem Moment habe ich das Motorrad vollständig zerlegt und gereinigt. Den Rahmen und den Tank habe ich Sandstrahlen lassen, die Verkleidungsteile geschliffen. Dabei hatte ich Hilfe, sonst wäre das nie so gut geworden. Der Tank hat zudem einiges an Liebe benötigt, nach viel Hämmern und Spachteln hatte der nach dem Sandstrahlen auch wieder die ursprüngliche Form. Kurz zum Hintergrund: Brutaler Unfallschaden eines Vorbesitzers, der absolut grauenhaft repariert wurde.
Alle Verkleidungsteile wurden in Unilack Pastellblau von Mercedes aus den 80er oder 90er Jahren lackiert. Die Farbe hatte ich spontan beim Lackierer auf dem Hof gesehen und war direkt verliebt. Der Rahmen wurde einfach schwarz. Zusätzlich habe ich versucht die Goldakzente der Kette und der vorderen Bremsscheiben ein wenig aufzugreifen.. dazu habe ich die Antriebsritzel-Abdeckung, den Zündungsdeckel und die obere Gabelbrücke Matt-Gold lackiert und anschließend mit Klarlack überzogen. Das erzeugt, entgegen vieler Internet-Leute und vermeintlicher Lack-Experten NICHT einen herkömmlich hochglänzenden Lack, sondern hat ein sehr eigenes Finish. Dafür, dass das meine erste Lackarbeit mit der Dose war, bin ich echt zufrieden. Verwendet habe ich dafür übrigens VHT Engine Enamel Gold, also Hitzeschutzlack. Der lässt sich im Falle der Gabelbrücke auch im Backofen aushärten und dadurch auch bei motor-fernen Teilen einsetzen, wenn man noch was übrig hat.
Der Soziusgriff ist entfernt und zugespachtelt. War eine gute Idee, finde ich.
Stummellenker, Heizgriffe und Spiegel
Wieder mal auf Ebay Kleinanzeigen habe ich die Gilles Tooling GP-Light Stummellenker entdeckt. Für die Hälfte vom Originalpreis konnte ich nicht nein sagen. Man darf hier aber nicht vergessen, dass es lediglich Teilegutachten dazu gibt. Wenn dann das exakte Motorradmodell (so wie meine Bandit) NICHT aufgeführt ist, hilft nur noch das Einzelgutachten. Das war mit 45€ aber günstiger, als ich dachte.
Die Montage ist simpel und die Teile halten bombenfest. Habe mir gleich noch Heizgriffe von KOSO von Louis angebaut, waren im Angebot!
Als Spiegel habe ich wieder auf No-Name-Ware mit E-Prüfzeichen von Ebay zurückgegriffen. Es gibt echt besseres, kostet dann aber auch doppelt so viel. Für die 30€ sind die Dinger echt in Ordnung und halten nach etwas Tüftelei auch fest. Problem bei den GILLES-Lenkern ist, dass sie am Ende ein M18-Innengewinde haben, in das außer den GILLES-Originalen so gut wie keine Lenkerenden passen.
Zukunft
Ich habe nebenbei in freien Minuten an einem digitalen Ölthermometer rumgebastelt, das bald für die Montage bereit ist. Dazu aber mehr, sobald es funktioniert!
Danke fürs Lesen!